
Stefanie Hildebrandt
1. Mai 2025
Bundeswehr schubst Café-Betreiber im Pankower Schloßpark vom Platz
In Pankow brechen schwere Zeiten für Kuchen-Fans und Kaffeetrinker an. Nach dem Café Rosengarten im Bürgerpark schließt ein weiteres beliebtes Park-Café: Ende Juni muss das „Petit Palais“ im Schlosspark Schönhausen seine Pforten dicht machen. Der KURIER kennt die Hintergründe für das Aus.
Im Sommer stehen die Softeis-Kunden Schlange, leckerer Kuchen, Mittagstisch, kleine Speisen und Brunch-Buffets im Petit Palais im Pankower Schlosspark waren bisher im Kiez bei den Pankowern beliebt. Auch private Feiern und Weinproben, sowie Catering mit Feinkost konnte man im Petit Palais bekommen.
Doch nun wird auf der Webseite die Schließung des Cafés in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss zu Ende Juni 2025 angekündigt. Ein Verlust! Ein Song von Peter Alexander flankiert auf der Webseite die bittere Mitteilung. Wer zwischen den Zeilen liest, erkennt, dass die Betreiber mit gemischten Gefühlen im Hinblick auf die Nachbarn und Verpächter gehen. Aus freien Stücken geben Evelyn Quaas und Michael Bodsch das Geschäft, das sie mit viel Herzblut in den vergangenen sieben Jahren aufgebaut haben, jedenfalls nicht auf.
„Wir schließen hier ein florierendes Lokal“, stellt Geschäftsführer Michael Bodsch gegenüber dem KURIER klar. Der Eigentümer der Liegenschaft im Schlosspark, die Bundeswehr, die auf dem Gelände die Bundesakademie für Sicherheitspolitik betreibt, habe ihm Weihnachten 2024 fristgerecht die Kündigung ausgesprochen. Eine Spezial-Klausel im Pachtvertrage habe das möglich gemacht.
Warum aber die Akademie für Sicherheitspolitik die kulinarischen Dienste der beiden Gastro-Profis nicht mehr in Anspruch nehmen will, bleibt unklar.
„Das Vertragsverhältnis mit den Betreibern endet auf der Grundlage einer ordentlichen Kündigung zum 30.06.2025, die seitens der Bundeswehr erfolgte“, bestätigt ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr gegenüber dem KURIER. Zu vertraglichen Details gebe die Bundeswehr weiter keine Auskunft.
„Die Räume sollen auch zukünftig als Betreuungseinrichtung der Bundeswehr in Form einer Kleinkantine genutzt werden undvor allem der Bereitstellung der Verpflegung für das Personal der Bundesakademie für Sicherheitspolitik dienen“, so der Sprecher weiter. Der Kollateralschaden des ruppigen Umgangs mit dem Kantinen-Betreiber: Elf Mitarbeiter sind ihren Job los, Geschäftsführer Bodsch und seine Frau verlieren ihre Existenzgrundlage und fangen mit Mitte 50 komplett neu an. Und die Pankower gucken in die Röhre.
Pankow verliert weiteren beliebten Café-Standort
„Es ist wirklich schade, dass den Pankowern dieser Ort genommen wird“, sagt Michael Bodsch. Ohnehin lässt die Infrastruktur im Park noch einige Luft nach oben. Neben dem Petit Palais gibt es lediglich den Caféwagen Sommerlust mit einer Biotoilette. Der Umbau des Garagenhofs zum neuen Besucher-Entree für das Schloss Schönhausen durch die Grün Berlin AG ist zwar schon länger angekündigt, doch sichtbare Fortschritte gibt es bisher nicht. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten führt das Vorhaben in seinem Masterplan für 2025 unter dem Punkt: Projekte in der Planungsphase.
Erst bis 2027 soll ein Besuchszentrum für das Schloss mit WC, Ticketshop und auch neuer Gastronomie entstehen. Zunächst aber wird die Schließung des Petit Palais für eine Lücke im Angebot sorgen. Auch die fruchtbaren Kooperationen zwischen Schloss, Akademie und Petit Palais als gastronomischer Versorger von Veranstaltungen ist mit der Kündigung zerschlagen.
Bundeswehr-Kantine in Pankow lieber ohne breite Öffentlichkeit?
Das Petit Palais hatte bisher vorrangig die Versorgung des Bundeswehr-Standorts als Kantine sicherzustellen. Mitarbeiter der Bundesakademie für Sicherheitspolitik konnten sich in den vergangenen siebeneinhalb Jahren hier günstig mit Mittagessen versorgen. Mit Catering belieferten Michael Bodsch und seine Frau Evelyn Quaas und ihr Team bisher auch tadellos und zuverlässig die Veranstaltungen der Bundesakademie, des Verteidigungsministeriums, des Auswärtiges Amts, des Bundespresseamts, des Bezirksamts Pankow, um nur einige zu nennen. Zahlreiche Danksagungen und Lob sprechen für die Qualität des Angebots.
Das Café- und Veranstaltungsgeschäft für die Pankower lief lediglich aus Drittgeschäft, das in allen Details immer wieder von der Bundeswehr genehmigt werden musste.
Vielen Café-Besuchern war bisher gar nicht klar, dass sie hier nur geduldete Gäste waren, die allerdings auch halfen, das Geschäft wirtschaftlich zu betreiben. Mit der Übernahme durch einen neuen General, der den Standort nun verantwortet, sei vor zwei Jahren ein neuer Umgangston eingezogen, heißt es im Café. Eis essende Pankower, Familienfeiern und Brunch am Wochenende scheinen nunmehr im unmittelbaren Umfeld der Uniformierten unerwünscht zu sein.
„Wir vertreten die These, dass unser Café an jedem Wochenende auch viel zur internationalen Verständigung beiträgt“, sagt Michael Bodsch, der keinen triftigen Grund für den Rauswurf erkennen kann. Die Reaktionen der Gäste, bei denen sich langsam herumspricht, dass das Café schließt, beschreibt er als schockiert, traurig, ungläubig. „Wir verlieren außerdem Investitionen in sechsstelliger Höhe“, sagt Evelyn Quaas, die gehofft hatte, mit dem Erreichen des Rentenalters das Geschäft an eigene Mitarbeiter weitergeben zu können. Doch daraus wird nun nichts.
Das Betreiberpaar will sich nach einer Pause völlig neu orientieren. Und in Pankow stirbt ein weiterer Ort, an dem alle Gäste gleichermaßen willkommen sind. „Wir würden uns wünschen, dass das Café auch in Zukunft für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt“, sagt Evelyn Quaas. Sicher ist das allerdings bei Weitem nicht. Auf eine entsprechende Nachfrage des KURIER an die Bundeswehr gab es bisher keine Antwort dazu